Mal nachgefragt… Herr Professor Werner – die Zweite
[8. September 2021]
Erneut suchen Sie, Herr Professor Werner, in einem Beitrag der WAZ vom 06.09.2021 die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit: https://www.waz.de/staedte/essen/chef-der-uni-klinik-essen-welle-der-ungeimpften-droht-id233238811.html
„Die vierte Welle der Ungeimpften droht“ – zweifellos etwas reißerisch getitelt und vermutlich nicht ganz frei von Kalkül.
So betätigen Sie sich nun als vermeintlicher „Wellenbrecher“ – liefern Zahlen, äußern Bedrohliches und fordern. Unterstützung ist Ihnen vermutlich sicher von Seiten des überaus beflissenen Bürgermeisters Thomas Kufen und seines allzeit emsigen Gesundheitsdezernenten Peter Renzel. Pflichtschuldigst agiert man nach den Vorgaben des Parteigenossen Spahn, der als Bundesgesundheitsminister bar jeglicher medizinischer und auch sonstiger Fachkenntnis größtenteils durch nassforsche, anmaßende Äußerungen und zweifelhafte Handlungen auffällt:
„Wir verkünden ja keine Wahrheiten, sondern wir wägen ab zwischen unterschiedlichen Interessen und Aspekten…“ (kürzlich getätigte Aussage von Jens Spahn bei „hartaberfair“).
Dem Bürger mag eine solche Aussage befremdlich erscheinen, aber was weiß man schon als Bürger von den hohen Anforderungen der großen Politik?
Wenn jedoch Oskar Lafontaine als „politisches Urgestein“ Herrn Spahn vor laufender Kamera als Pharmalobbyisten und Fehlbesetzung für das Amt des Gesundheitsministers bezeichnet, schwant wohl selbst dem gutgläubigsten Menschen, dass die von Spahn erwähnten Interessen nicht rein altruistischer Natur sind.
Um welche Interessen geht es denn hier und um welche Interessen geht es Ihnen, Herr Professor Werner?
Wie leicht wären Sie doch kraft Ihrer Position imstande, Licht in das Dunkel der schlecht nachvollziehbaren und oft widersprüchlichen Empfehlungen und Bewertungskriterien des RKI einerseits und deren Handhabung in Ihrem Hause andererseits zu bringen.
Die deutliche Kritik des Bundesrechnungshofs bezüglich der augenscheinlichen Manipulationen seitens der Kliniken bei Intensivbetten hinsichtlich deren Verfügbarkeit und Auslastung in den vergangenen Monaten wurde auf politischer Ebene schnell unter den Tisch gekehrt:
https://www.focus.de/politik/deutschland/scharfe-kritik-an-spahn-zahl-der-intensivbetten-manipuliert-wuerde-bisherige-skandale-in-den-schatten-stellen_id_13382899.html
Da sitzen Sie doch nun wirklich an der Quelle, Herr Professor Werner, und es stände Ihnen gut an, im Sinne der Vertrauensbildung in der Bürgerschaft für Klarheit zu sorgen.
Stattdessen exponieren Sie sich buchstäblich als „Wellenreiter“ – benutzen Fall- und Belegungszahlen in kunterbuntem Reigen, so dass einem Hören und Sehen vergeht ob des vermittelten Eindrucks, dass wir mit Mann und Maus verloren sind, wenn denn nicht alle Bürger pflichtgetreu dem massiv beworbenen Lösungsweg der Immunisierung mittels Impfung huldigen – selbstverständlich kritiklos und ohne Nachfragen.
Die Zunahme der „Infektionen bei Ungeimpften“ wird zum Bedrohungsszenario erklärt – und so nimmt der Ritt auf der vierten Welle Fahrt auf.
„’Den Menschen muss klar sein: Wer nicht geimpft ist, wird irgendwann sich infizieren und in einem Teil der Fälle erkranken, mitunter lebensgefährlich‘, warnte Werner. Dann drohten auch Folgeschäden, deren Ausmaß heute definitiv noch nicht abzuschätzen seien.“ (WAZ vom 06.09.2021)
Diese undifferenzierte Darstellung macht Ihnen als Mediziner keine Ehre – dient sie doch nur der weiteren Verunsicherung und lässt sattsam bekanntes medizinisches Wissen bewusst außer Acht und unerwähnt. Vielleicht sollten Sie dieses Feld besser den umtriebigen, politisch und womöglich monetär motivierten medizinischen Laien überlassen, die unablässig auf die große Paniktrommel schlagen.
Sie fordern: Man möge der Debatte um weitere Einschränkungen für Nicht-Geimpfte klare und bundesweite Entscheidungen seitens der Politik folgen lassen. Die Entscheidung über 2G oder 3G solle nicht einzelnen Gastwirten überlassen werden…..
Da mag man sogar zustimmen, denn wie sehr wird wohl die Entscheidung dieser wirtschaftlich bereits so arg gebeutelten Branche von gesundheitlichen Aspekten getragen sein? Es gilt in diesem Fall doch wohl eher und durchaus verständlich, das eigene Fell zu retten.
Ist es allerdings nicht ebenso wenig ratsam, diese Entscheidung einzelnen Politikern zu überlassen, deren Entscheidungen nicht auf wissenschaftlicher Basis, sondern aus politischen Gründen gefällt werden, wie es Frau Bundeskanzlerin Merkel schon vor Wochen öffentlich geäußert hat?
Die STIKO möge eine schnelle Entscheidung bezüglich der dritten Impfung treffen, ist eine Forderung, die anhand von Erfahrungen und Datenlage aus dem Ausland mit Vorsicht zu betrachten ist, und der aktuell bekanntgewordene Fall aus Oberhausen, wo man schon vorab zur Tat geschritten ist, stimmt auch eher nachdenklich: https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/wdr-story-42657.html
Zu guter Letzt sollen nicht geimpfte Mitarbeiter den Krankenhausverantwortlichen bekannt sein, um immunschwache Patienten keinem potenziellen Risiko auszusetzen. Was vordergründig plausibel klingt, könnte schnell einem Berufsverbot für Nicht-Geimpfte gleichkommen und wäre zudem fragwürdig, wenn man bedenkt, dass auch geimpfte Menschen, in diesem Fall Mitarbeiter, durchaus infektiös sein können.
Diese Forderung ist allerdings, während wir diese Zeilen schreiben, schon in die Tat umgesetzt worden. Wie wir es mittlerweile gewohnt sind, wurde – getarnt unter dem Deckmantel eines Beschlusses zur „Fluthilfe“ – erneut das Infektionsschutzgesetz „angepasst“ und um weitere Grundrechtseinschränkungen ergänzt.
Die Diskussion über 2G oder 3G ist nicht zielführend und gehört weder in den Entscheidungsrahmen von Veranstaltern und Gastronomen, noch in den von Politikern auf Länder- und Bundesebene, deren zum Teil erschreckender Mangel an fachlicher und sozialer Kompetenz, Geradlinigkeit und Unbescholtenheit sich tagtäglich deutlich zeigt.