Don‘t Cry For Me Ukraina

Don‘t Cry For Me Ukraina

[21.09.2022]

Ganz ehrlich, wie findet Ihr meine bunten Socken?
Die haben die Basismenschen vom Stadtverband Essen für mich ausgesucht. Jede Socke für eine Säule ist ja eine schöne Idee, aber ich als aufstrebendes Maskottchen hätte lieber knallgelbe Gummistiefel bekommen, so wie
Herr Schröder damals beim Elbhochwasser. Diese Kautschukprodukte strahlen Tatkraft, Empathie und Bürgernähe aus und haben im Alleingang dem gestiefelten Kanzler die Wiederwahl 2002 gesichert.

Hätten sich doch die vorher so ehrgeizigen Nachwuchsministerinnen Ursula Heinen-Esser und Anne Spiegel im Sommer 2021 nicht resigniert an ihre Urlaubsorte zurückgezogen. Die Flutwellen im Ahr- und Ruhrtal hätten sie in solch gelben Stiefeln sicherlich die Karriereleiter Stufe um Stufe hochgespült. Ich kann mich über ein derart synchrones Instinktversagen in eigener Sache nur wundern, aber möchte jetzt in diesem Schlammloch nicht weiter nach den Ursachen graben.

Doch zurück zu den Socken: Wie leicht hat man eine richtig tolle Imagekampagne geplant und stolpert am Ende über die Wahl des richtigen Schuhwerkes.

Großes Pech mit dem Schuhwerk hatte auch Verteidigungsministerin Lambrecht bei dem so zackig angedachten Truppenbesuch in Mali. Sie verfehlte nur um volle 10 cm Absatzhöhe die geplante Wirkung. Aber da mache ich mir kaum Sorgen um sie, das lässt sich bestimmt problemlos noch einmal besser wiederholen. Unsere Bundeswehr stellt immer gerne eines der noch gerade fahrtüchtigen Geräte und einige verschwiegene Statisten für Einsätze an der Heimatfront bereit.

Ganz auf Schuhe zu verzichten, ist für mich allerdings auch keine Lösung, und war auch für Annalena Baerbock auf der Südseeinsel Palau nicht der beste Plan. Versuchte sie doch im zufällig grünen Sommerkleid mit nackten Füßen die Verletzlichkeit unseres CO2-geplagten Planeten in den schneeweißen Sand von Rock Island zu prägen. Kaum wieder zu Hause musste sie dann aber feststellen, dass die Inszenierung den Wähler wohl doch zu stark an Roland Kaisers Hit ‘‘Santa Maria‘‘ erinnern könnte.

Zu meiner absoluten Stilikone erhebt sich hingegen die bezaubernde Olena Selenska aus der Ukraine. Wie die Großmeisterin der Selbstinszenierung Evita Peron hat sie erkannt, wie viel Trost und Zuversicht es dem leidenden Volk spendet, die First Lady des eigenen Landes in edelsten Roben für die Vogue abgelichtet zu sehen.

So richtig zum Fremdschämen werden für mich derartige plumpe Inszenierungen dann, wenn andererseits vier ältere Herren in unscheinbaren Verhandlungen um Getreidelieferungen an die dritte Welt tatsächlich Ergebnisse liefern, die möglicherweise Millionen Menschen vor dem Hunger bewahren, anstatt nur lautstark moralische Selbstbestätigung in Szene zu setzen. Aber bei einer so zurückhaltenden Inszenierung ohne Glamour und Rührseligkeit weiß der Bürger am Ende gar nicht, was er fühlen und denken soll. Gut, dass unsere Presse darüber nur ganz am Rande berichtet.