Gesinnliche Weihnachten
[17.12.2022]
Na….? Haben Euch unsere Gesinnungskicker bei den Katarischen Winterspielen so richtig die Stimmung verdorben, oder waren es die Medien?
Egal, jetzt kommt es noch schlimmer. Jetzt verdirbt Euch Säuli auch noch die Weihnachtsstimmung. Wenn Ihr diesen Text übersteht, bekommt Ihr von Säuli zum Fest noch etwas Versöhnlicheres geschenkt. Versprochen!
Ein Blick in die Zukunft: Weihnachten 2025
Die traditionsbewussten Besucher der fünften Christmesse nach Corona kamen doch sehr enttäuscht und verstört aus dem Weihnachtsgottesdienst. Dass die CO2-neutrale Kirche unbeleuchtet und unbeheizt war, kannten sie ja bereits aus dem Vorjahr, und auch, dass „von O bis O“ in der Kirche aus Infektionsschutzgründen nicht gesungen werden darf, war ihnen schon bekannt.
Das allein tat Musik und Stimmung schon nicht gut. Aber in diesem Jahr ging dem betagten Organisten unter seiner FFP2-Maske dann auch noch immer wieder die Puste aus, hatte man doch seine elektrisch betriebene Orgel stillgelegt und durch eine – selbstverständlich FSC-zertifizierte – Panflöte ersetzt, welche unter diesen Bedingungen eher gedämpfte, aber dafür umso weltoffenere Töne von sich gab.
Zu Ostern dieses Jahres wurden bereits die Lutherbibeln wegen antisemitischer und frauenfeindlicher Äußerungen des Übersetzers aussortiert. Nach einer kurzen Phase der Lesung auf Lateinisch musste man jedoch einsehen, dass auch dies keine akzeptable Lösung darstellt, da sich die Neubürger von den Küsten des Mittelmeeres durch die Verwendung dieser Sprache aufgrund der imperialistischen Verbrechen des antiken Roms verletzt fühlen könnten.
Es geht seitdem ganz ohne Bibel – und auch ohne Kirchenglocke, denn die Landeskirche hatte nie Zweifel daran, dass es eine Christenpflicht sei, die Bronze als kriegsentscheidenden Rohstoff der notleidenden Rüstungsindustrie zum Schutz unserer Freiheit und Demokratie zur Verfügung zu stellen.
Die bedauerlichen Lücken in der Liturgie der Christmesse kompensierte eine um so umfangreichere Predigt, die auch in vielen weltlichen Fragen…….
!!! Vorsicht kurze Unterbrechung. Da kommt wieder freudestrahlend Andy Scheuer auf seinem E-Scooter durch den Mittelgang gesaust !!!
So, wo waren wir stehen geblieben? …….in vielen weltlichen Fragen den Schäfchen eine wertvolle Gesinnungshilfe aufdrängte. Je weniger Mut die Kirchenfürsten aufbringen, ihre eigene Wirklichkeit zu hinterfragen, um so entschlossener sind sie, diese den anderen zu erklären.
Auch die uralte traditionelle Weihnachtskrippe konnte in der bisherigen Form nicht mehr zeitgemäß präsentiert werden. Das mehrheitlich vegane Presbyterium sprach sich entschieden gegen das Aufstellen von Nutztieren wie auch ihrer Halter aus und die LGTBQ+-Gemeindemitglieder erkannten in der unbefleckten Empfängnis zwar ganz neue und reizvolle Möglichkeiten, verurteilten aber dennoch die tradierte Darstellung von Vater-Mutter-Kind als ganz eindeutig rechtsradikal. Bei dem so offensichtlich von den Heiligen Drei Königen zur Schau gestellten Wohlstand befürchteten die Christlichen Hilfswerke eine unkontrollierbare Neid-Debatte, da die drei Wanderer ein ganz unpassendes Bild von Personen mit Migrationshintergrund erzeugen. Aus Flugscham blieben schließlich auch die himmlischen Heerscharen am Boden. Und so stand in diesem Jahr über der komplett verwaisten Krippe hoch oben und ganz alleine das heilige Gendersternchen.
Beide Staatskirchen hatten schon im Vorfeld erahnt, dass bei einer solchen Performance die Schäfchen lieber ganz zu Hause blieben, und beizeiten großes Engagement in die Transformation der Andacht hin zum „New-Belief“ gesteckt. Vorausschauend hatte man mit einer erfahrenen Regie-Legende, die für so viele einfühlsame Bibelverfilmungen verantwortlich zeichnete, Kontakt aufgenommen und es geschafft, diese aus dem verdienten Ruhestand zu reanimieren, um einen ökumenischen Weihnachtsfilm zum besinnlichen Home-Churching zu produzieren. Rechtzeitig zum Fest konnten sich die Gläubigen daher ganz gemütlich zu Hause auf ihren VR-Brillen durch die erbaulichsten Katastrophen der Religionsgeschichte traumatisieren lassen. Das Meisterwerk von Roland Emmerich begann erwartungsgemäß mit der Sintflut und endete mit der Klimakatastrophe, fand aber im Mittelteil an eben jener Stelle seinen absoluten Höhepunkt, als aus einem blühenden Sonnenblumenfeld eine gigantische Plage von Fröschen heraufkam, welche die Erde mit ihren grünen (oder immer häufiger olivgrünen) Körpern sowie mit ihrem unerträglichen Gequake überdeckten.